Saintcrow, Lilith - Dante Valentine 03 - Feuertaufe by Saintcrow Lilith

Saintcrow, Lilith - Dante Valentine 03 - Feuertaufe by Saintcrow Lilith

Autor:Saintcrow, Lilith [Lilith, Saintcrow]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: babylon
veröffentlicht: 2012-08-27T04:00:00+00:00


24

Wortlos gingen wir auf die Straße hinaus. Die Sonne schien noch, aber schon ballten sich dunkle Wolken zusammen. Vielleicht war ein weiteres Gewitter im Anrollen. Ich ging mit gesenktem Kopf vor mich hin, meine linke Hand am Schwert, die Augen starr auf den Bürgersteig gerichtet. Nur gelegentlich hob ich den Blick, um die Menge um uns herum und den Himmel über uns zu mustern.

Stadtmenschen lernen schnell, sich auf die Allgegenwart der Gleiter und Slicboards einzustellen. Wie die Städte der Hegemonie und der Putchkin-Allianz verfügen auch nahezu alle Freistädte über Echtzeitverkehrskontrollen. Neo-Prag bildet da keine Ausnahme. Die Wirbel der Gleiter in der Feme waren zusammen mit dem Summen der Boards beinahe komplex genug, um sie für Divinationen zu nutzen.

Bei diesem Gedanken musste ich fast lächeln. Ich sah hoch und betrachtete die Muster.

Wieso fühlte ich mich nur so unwohl?

Das alles ist zu einfach. Wenn ‚sich in Neo-Prag ein Dämon aufhält, der weiß, dass ich hier hin, wieso ist er nicht mit allem auf mich losgegangen, was ihm in die Hände fiel? Ein einzelner Imp und ein Angriff in einem zerfallenen Gebäude, das kann man doch nicht als Schlacht bezeichnen. Entweder fürchtet er mich mehr, als ich mir vorstellen kann, oder er heckt irgendwelche Pläne aus.

Noch ein anderer, interessanterer Gedanke kam mir in den Sinn. Warum war Luzifer so scharf darauf gewesen, mich als offizielle Rechte Hand zu verpflichten und nicht Japhrimel? Welches Ziel verfolgte er damit?

Ich schaute mich um und entdeckte einen Nudelimbiss, dessen Tür halb offen stand.

Mittagessen und ein paar tiefschürfende Gedanken. Ich ging über die Straße und scheuchte ein Rudel Fahrradtaxis auf. Hier waren zwar auch Gleiter unterwegs, aber die mussten sich zwischen den Radlern und Fußgängern durchquetschen und kamen nur im Kriechtempo voran. So gelangte ich ohne ernsthafte Probleme auf die andere Straßenseite und betrat den Imbiss. Der Geruch von gekochtem Fleisch und scharfer Soße schlug mir entgegen. Ich war schon fast am Tresen, als Japhrimel mich am Oberarm packte.

„Das ist unklug“, sagte er. Ich hatte nicht völlig vergessen, dass er auch noch da war. Aber ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich kein Wort mit ihm geredet hatte. Ich war wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass er mir nachlaufen und Verständnis für meinen Bedarf an ernsthaften Überlegungen haben würde.

„Ich habe Hunger, und ich muss nachdenken. Irgendwas stinkt hier.“

„Hast du das auch schon gemerkt?“ Er lächelte.

Himmel, er konnte so ätzend wie Karbolsäure klingen, wenn er wollte. Ich scannte das Innere des Ladens – Plasmobiliar und hinter dem Tresen drei Asiano-Frauen, alle Normalos, zwei, die mich anstarrten, und eine, die etwas kleinhackte, das nach künstlichem Krabbenfleisch roch. An den Wänden hingen Holobilder von Asiano-Stars. Der unvermeidliche Altar zum Gedenken an die Vorfahren mit einer kleinen Antigrav-Fontäne, die sich über ihn ergoss, stand in der Nähe der Eingangstür. Im Wasser des Plasilicabeckens schimmerten ein paar Münzen wie geklonte Mini-Koi.

„Du bist gereizt.“ Ich bemühte mich, nicht zu lächeln. Die Unruhe, die mein adrenalingesättigter Blutdurst ausgelöst hatte, war weg. Ich fühlte mich wie neugeboren.

Er zuckte schon wieder mit den Schultern. Normalerweise bedeutet das, dass er keine Fragen beantworten wird.



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